Ein Geograph in Japan. Praktiken der Forschungsreise Johannes Justus Reins
- Tobit Nauheim
Inhaltsverzeichnis
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Sprachliche Hinweise
Vorwort
1. Ein Geograph in Japan
2. Methodologie einer praxistheoretischen Wissenschaftshistoriographie
2.1. Praxistheorie
2.1.1. Praxistheorie als Kulturtheorie
2.1.2. Bourdieus Habitus: Zwischen Subjektivismus und Objektivismus
2.1.3. Elemente einer (historischen) Praxistheorie
2.1.4. Historisch-praxeologische Geschichtsschreibung
2.2. Praktiken und Wissenschaftsgeschichte
2.2.1. Entwicklungslinien der Wissenschaftsgeschichtsschreibung
2.2.2. Wissenschaft: Historisch – Sozial – Kulturell
2.2.3. Geographies of Science
2.3. Zwischenfazit: Rein als Chiffre des Globalen
3. Praktiken der Japanreise Johannes Justus Reins
3.1. Von der Beobachtung zur Länderkunde: Dokumentieren und Publizieren
3.2. Besuch beim Kochō: Das Landesinnere bereisen
3.3. Ein Experte auf Gewerbeausstellungen: Handwerksindustrien analysieren
3.4. Wandernde Dinge und zirkulierendes Wissen: Sammeln und Ordnen
3.5. Karten von Japan: Vermessen und Benennen
3.6. Weltbilder des Fortschritts: Kulturen vergleichen
4. Schluss
Quellen- und Literaturverzeichnis
Inhaltsangabe
Der Geograph Johannes Justus Rein (1835-1918) wurde im Auftrag des preußischen Handelsministeriums im Jahr 1873 nach Japan entsandt, um der deutschen Wirtschaft das Wissen um die traditionellen Industrien (Papier-, Porzellan- & Lackherstellung) des über Jahrhunderte hinweg verschlossenen Landes zugänglich zu machen. Während seiner zweijährigen Reisetätigkeit führte er darüber hinaus zahlreiche geographische Untersuchungen durch, trat mit der Bevölkerung in Kontakt und beschritt für westliche Wissenschaftler weitgehend unbekanntes Terrain. Einige Jahre später legte er ein umfassendes länderkundliches Werk vor, das Rein zu einem Begründer der europäischen Japanforschung machen sollte. Nach seiner Rückkehr wurde er auf den Lehrstuhl für Geographie in Marburg berufen, in den Jahren 1883-1910 forschte und lehrte er in Bonn, trug zur Etablierung des Faches an der Universität bei und pflegte weiterhin seine Beziehungen nach Japan.
Versteht man mit Clifford Geertz Wissenschaft als das, was ihre Praktiker tun, geraten jene Perspektiven auf die Geschichte der Geographie in den Blick, die nach den epistemischen Tätigkeiten der Forschenden und deren Bedeutung für die Disziplin, Wissenschaftsgemeinschaft und Gesellschaft fragen. Einen bestimmenden Modus der Wissenshervorbringung der Geographie des 19. Jhds. stellt die Forschungsreise dar. In den auf diesen Reisen angewandten Praktiken spiegeln sich Entwicklungslinien des Faches, Verstrickungen von Wissen und Macht sowie die Wirkmächtigkeit diskursiver Raumproduktionen wider.
Gegenstand der Untersuchung sind daher verschiedene Forschungspraktiken Reins. Fragt man nach den Bedeutungen dieser Praktiken, wird deutlich, wie kontextabhängig die Prozesse der Wissensgenese waren, inwiefern also die gesellschaftliche, politische und wissenschaftliche Situation in Japan und dem Deutschen Reich berücksichtigt werden muss, um den Gehalt geographischer Wissensproduktion zu erschließen.
Das Wirken Johannes Justus Reins fällt in eine Zeit, in der die Geographie als institutionalisierte Disziplin erst im Entstehen begriffen war. Der Umgang Reins mit Japaner:innen, seine Verbindungen in Politik und Wirtschaft, der Austausch mit internationalen wissenschaftlichen Netzwerken oder die Art der Präsentation seiner Forschungsergebnisse geben Aufschluss darüber, was in dieser konstitutiven Phase im geographischen Denkkollektiv denk- und machbar war.
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